„Fletch“ ist die englische Bezeichnung für die Feder am Ende eines Pfeils. Der Klang des Wortes ist verwandt mit dem Grundklang des gleichnamigen Streichquartetts von Rebecca Saunders. Etwas wird in die Luft geworfen und zum Fliegen gebracht. Es ist die physische Bewegung des Bogens, die den Klang in den Raum katapultiert. Fühl- und sichtbar wird der Klang in Daniela Terranovas „Sentire con tatto“ durch die Gesten der Interpret*innen, die ihre vier Streichinstrumente wie aus einem Stillleben des siebzehnten Jahrhunderts in eine heutige Lebendigkeit und neue Bedeutung überführen. Ein- und Ausatmen sind zwei Grundvorgänge des Lebens. So bezieht sich „Ira-Arca“ von Beat Furrer auf ein Strukturprinzip in der Musik der Inkas, das eine einatmende Melodie durch eine ausatmende ergänzt. Mark Andre betont mit „Asche“ in Anlehnung an das Neue Testament das Verschwinden und die Veränderung der Existenzform. Klangsituationen und Strukturen verflüchtigen sich und werden vom Komponisten in eine andere Präsenz überführt. Im Gegensatz dazu widmet sich Ying Wang in „Speed – Tesla vs. Hermes“ aus der Serie „American Gods“ US-amerikanischen Idolen und deren Verankerung in unserem Alltag. Das vorherrschende Konzept in Leonid Hrabovskys „Trio“ ist der Sonorismus, in dem der musikalische Klang zu einer autonomen Substanz wird. Der Fokussierung auf den Klang setzt er jedoch eine klassische viersätzige Form entgegen, die das Werk in einem überraschenden Gleichgewicht hält.